Blockflöten: Sopranblockflöte (C-Flöte) / Altflöte / Tenor- und Bassblockflöte | Blechblasinstrumente | |
Querflöte / Flauto traverso | Schlagzeug und Perkussionsinstrumente | |
Oboe | Streichinstrumente | |
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Saxophon | Bezugsquellen |
Blockflöten sind in ihrer normalen Bauweise so ausgelegt, dass die linke Hand in der oberen Position, die rechte Hand in der unteren Position ist. Der unteren Hand, insbesondere dem Daumen, kommt die wesentliche Aufgabe zu, die Flöte beim Spielen auszubalancieren. Dies ist besonders wichtig, wenn beim Greifen bestimmter Töne sich der obere Daumen nicht an der Flöte befindet. Der untere Daumen muss permanent mobil und gleichzeitig stabil sein, um den ständig unterschiedlichen Druck der Finger von oben abzufangen und auszugleichen und so die Haltungskontinuität zu sichern. Erst wenn diese stabile Mobilität gewährleistet ist, kann der obere Daumen die Technik des Überblasens sicher durchführen. Wenn diese mobile Stabilität des unteren Daumens nicht gewährleistet ist, besteht Gefahr, dass Gegendruck der Lippen und Zähne zur Kompensation benutzt wird und das bekannte „Annagen“ des Mundstücks sich bei den kleinen Flötenanfängern verstärkt (aus: Sattler, Linkshändige Kinder im Krippen- und Kindergartenalter, 2007, S. 105).
Es gibt Blockflöten, die speziell für Linkshänder hergestellt wurden. Dabei ist die Handhaltung im Gegensatz zur Flöte für Rechtshänder umgekehrt, und die Aufgaben der unteren Hand übernimmt nun die dominante linke Hand.
Als Einstiegsinstrumente im Anfangsunterricht werden häufig die C-Sopran-Blockflöten verwendet. Es gibt linkshändige Kinder, die keine Schwierigkeiten mit „normalen“ Blockflöten haben; viele zeigen aber spontan, dass für sie die umgekehrte Haltung besser passt. Die C-Sopranblockflöten sind relativ leicht als Linkshandinstrument erhältlich, qualitativ hochwertige Holzflöten für Linkshänder führen inzwischen die meisten guten Musikgeschäfte. Die preisgünstigen Plastikblockflöten gibt es allerdings bisher selten für Linkshänder – diese Flöten werden gegossen, und man kann die Löcher nicht anders bohren. Dreiteilige Sopranflöten mit Doppellochbohrung könnte man zwar zur linken Hand drehen, jedoch können die Doppellöcher dann nicht exakt gegriffen werden.
Bei fortgeschrittenen Flötenspieler*innen kommen weitere Instrumente der Blockflötenfamilie (Alt-, Tenor- und Bassflöte) hinzu. Wenn mit einer C-Sopranflöte für Linkshänder begonnen wurde, sollten auch die Folgeinstrumente in Linkshänderversion angeschafft werden. Obgleich Altflöten dreiteilig sind und man das unterste Loch durch Drehung einfach zur linken Seite herüberdrehen kann, funktioniert das für den linkshandgerechten Gebrauch nur bei Altflöten, die für den kleinen Finger nur ein Loch, also kein Doppelloch oder eine Metallklappe, vorgesehen haben. Altflöten für Linkshänder werden von verschiedenen Herstellern angeboten, wobei es sich wieder um das unterste bzw. die beiden untersten Löcher handelt, die dann in Sonderanfertigung gebohrt werden.
Bei der Querflöte ist es die äußere Hand, die für die Stabilität des Instrumentes sorgt; die Aufgabe des Daumens der äußeren, also normalerweise der rechten, Hand ist es, das Instrument quasi zu balancieren. Damit wird es zugleich so stabilisiert, dass der Flötist/die Flötistin die Griffe sicher ausführen kann und die Kontrolle über die Fingerbewegungen behält. Linkshändige Kinder halten meist spontan die Flöte nach links, was zugleich zeigt, dass die Drehung nach links dem natürlichen Körpergefühl von Linkshänder*innen entspricht.
Die Vorgängerin der Querflöte, die Flauto traverso – die Renaissance-Querflöte aus Holz -, die von manchen Firmen als Nachbau des historischen Instrumentes angeboten wird, kann als Tenorausführung ohne Schwierigkeit nach links gehalten gespielt werden, wie man es auch auf alten Gemälden (siehe Abbildung) sehen kann. Bei der Bass-Flauto traverso müssen zwei Löcher anders gebohrt werden (aus: Sattler, 1993, S. 61).
Verschiedene Hand- und Richtungshaltungen beim Flöten. Graphik von Urs Graf, 1523 (aus: Sattler, Das linkshändige Kind in der Grundschule, 17. Aufl. 2018, S. 61) |
In der irischen oder schottischen Folkmusik, wo die Musiker*innen freier in ihrer Spielweise sind als beim klassischen Flötenspiel, sieht man immer wieder Flötist*innen mit – selbst hergestellten – Flöten, die sie nach links halten und mit der linken Hand in der äußeren Position spielen.
Auch im klassischen professionellen Bereich gibt es in neuester Zeit linkshändige Musiker*innen, für die nur das Spiel in der gespiegelten Haltung und auf einer Linksflöte in Frage kommt. (Arnoldussen, Händigkeit und Instrument, 2020, S. 206 ff. und www.linksgespielt.de)
Was die Verfügbarkeit von Instrumenten betrifft, ist mit der Firma Viento erstmals eine klassische Querflöte zum Linksspielen auf den Markt gebracht worden – dort gibt es inzwischen sowohl Anfängermodelle (auch mit gebogenem Kopfstück) als auch bessere Flöten mit Silberkopf oder Silberrohr. Für den professionellen Bereich ist die Firma Flötenbau Mehnert aus Ottenbach/Baden-Württemberg die erste Adresse – im Familienunternehmen gibt es bereits Erfahrung im Bau von hochwertigsten Linksflöten.
Für die Klarinette gilt das gleiche wie für die Blockflöte: Es ist die untere Hand, also normalerweise die rechte, die die entscheidende Haltearbeit leistet. Gerade der Daumen, der für das Stabilisieren zuständig ist, muss ein beträchtliches Gewicht tragen, insofern braucht die untere Hand zum Halten der Klarinette mehr Kraft als die obere Hand. Gleichzeitig müssen die schwierigen Griffverbindungen bewerkstelligt werden. All dies legt nahe, dass dies die Aufgabe für die dominante Hand ist.
Bisher ist nur eine linkshändige professionelle Klarinettistin bekannt, die sich für die Spielweise in gespiegelter Haltung, mit ihrer dominanten linken Hand in der unteren Position, entschieden hat. Sie ließ sich eine Linkshänderklarinette in Sonderanfertigung bauen (Firma Klarinettenbau Dietz in Neustadt/Aisch). Sie beschreibt eindrücklich ihre Erfahrung, dass sogleich mit der Umstellung ihres Instrumentes sich Atmung, Tonbildung, Ausdrucksfähigkeit, Virtuosität und das gesamte Spielgefühl ungleich verbesserten. (Arnoldussen, Händigkeit und Instrument, 2022, S. 209 ff.)
Auch vereinzelte erwachsene Hobbyklarinettist*innen haben sich für die linkshändige Spielweise entschieden. Soweit bekannt, wird an Musikschulen die Klarinette bisher nicht auf Linksinstrumenten unterrichtet.
Einfache Klarinetten in Linkshänderversion sind über Klarinettenbauer erhältlich. Hochwertige Instrumente in verschiedenen Stimmungen können als Sonderanfertigung hergestellt werden. Wegen der komplizierten Klappenmechanik ist dies jedoch mit einem großen Aufwand und damit mit höheren Kosten verbunden und wird auch äußerst selten angefragt.
Die Holzblasinstrumente Oboe und Fagott wurden bisher nicht als Linkshänderinstrumente hergestellt. Beim Fagott ist es die Form des Corpus im Zusammenspiel mit der Klappenmechanik, was einen Bau als Linkshänderinstrument sehr aufwändig machen würde. Saxophone werden industriell hergestellt, da ist eine Linkshänderversion nicht vorgesehen.