Zupfinstrumente

 

Gitarre   Blechblasinstrumente
E-Gitarre   Holzblasinstrumente
Mandoline   Schlagzeug und Perkussionsinstrumente
Zither   Streichinstrumente
Harfe   Tasteninstrumente
Bezugsquellen

Die Gitarre ist in ihrer Standardbauweise ein Rechtshänderinstrument. Das gilt ebenso für die verwandten Instrumente wie Laute, Ukulele oder Mandoline. Vereinfacht gesagt, ist die linke Hand die Greifhand und die rechte Hand die Spielhand. Dabei erfüllt die Greifhand höchst anspruchsvolle Aufgaben, denn das Abgreifen der Saiten setzt Kraft und gleichzeitig große Geläufigkeit voraus, Vibratotechniken benötigen Flexibilität in Handgelenk und Fingern. Dennoch ist die Greifhand nur die vorbereitende Hand; erst die Zupf- oder Schlaghand bringt das Instrument zum Klingen. Diese ist für die Qualität des Tones und die Gleichmäßigkeit des Rhythmus‘ zuständig. Die Finger der tonerzeugenden Hand müssen schnell, präzise, kräftig und ausdauernd in der Bewegungskoordination sein und außerdem viel Feingefühl für die Tonbildung haben. Dies sind Aufgaben, die der dominanten Hand entsprechen.

Im Bereich der Popularmusik und der Folkmusik gibt es viele linkshändige Gitarristen, die ihr Instrument andersherum spielen, also mit der dominanten Hand zupfen und schlagen. Am häufigsten werden hier die berühmten Vorbilder Paul McCartney und Jimi Hendrix genannt. Weitere Beispiele finden sich, besonders eindrucksvoll demonstriert, in dem großen, zweibändigen Buch von John Engel, Uncommon Sound (Brüssel, 2006).

Im „klassischen“ Bereich, ebenso im Bereich der sog. „Alten Musik“, treten auch immer mehr linkshändige Gitarristen und Lautenisten in die Öffentlichkeit (siehe auch die Internetseite www.linksgespielt.de).

An Musikschulen wird die Gitarre sowie auch die einfacher zu spielende viersaitige Ukulele, vereinzelt auch die Mandoline, durchaus häufig links herum unterrichtet. Im Anfangsunterricht können diese Instrumente durch das Umspannen der Saiten für das linkshändige Spiel umgebaut werden. Gitarrenbauer bauen Gitarren für Linkshänder um, indem sie die Saiten umspannen und zusätzlich den Steg anpassen. Linkshändergitarren von guter Qualität gibt es bereits serienmäßig. (Arnoldussen, Händigkeit und Instrument, 2020, S. 85 und S. 178)

Ein weiteres Zupfinstrument ist die Harfe, die in verschiedenen Musikstilen verwendet und auch von Kindern (an den Musikschulen) häufiger gespielt wird. Eine Harfe ist nahezu symmetrisch gebaut. Die Saiten werden mit den Fingern beider Hände (ohne den kleinen Finger) gezupft. Die Aufgabenverteilung der Hände ist häufig so, dass die rechte Hand (in der oberen, körpernäheren Position) die Melodie spielt und die schnelleren Passagen hat und die linke Hand in der unteren Position die Begleitung, z.B. in gebrochenen Akkorden (Arpeggien) übernimmt. Viele Techniken werden auch mit beiden Händen gleichermaßen ausgeführt, wie z.B. das Glissando, wo die Hände übereinander greifen (Mengler, Musizieren mit links, 2010, S 122 ff.). Manche Harfenist*innen bewerten den Part der linken Hand als eher schwieriger als den Part der rechten Hand, da die tiefen Saiten länger und dicker sind – bei den Pedalharfen sind sie aus Stahl – und somit die linke Hand, die außerdem weiter entfernt vom Körper agiert, mehr Kraft braucht (Arnoldussen, Händigkeit und Instrument, 2020, S. 190).

Einige Linkshänder*innen spielen die Harfe mit der linken Hand in der oberen, körpernäheren Position. Es kommt ihrer Handdominanz entgegen, mit der linken Hand die Melodie zu spielen und das Instrument an die linke Schulter zu legen, was auch relativ problemlos möglich ist.
Bei einer Pedalharfe gibt es in dieser Haltung auch keine weiteren Schwierigkeiten bzgl. der Einstellung der Halbtöne: drei Pedale werden mit dem linken Fuß, vier Pedale mit dem rechten Fuß bedient. Bei der Hakenharfe (Keltische Harfe) allerdings, bei der die Halbtöne mittels „Haken“ (Klappen) eingestellt werden, entsteht jedoch die Schwierigkeit, dass zum Bedienen der Haken die rechte Hand über die Quersäule hinweg greifen muss; dabei sind die Haken aber verdeckt und können nicht so schnell gegriffen werden. Für Linkshänder*innen ergibt sich eine weitere Schwierigkeit beim Stimmen des Instruments, da der Stimmschlüssel mit der rechten Hand auf jeden einzelnen Wirbel auf der rechten Seite des Instruments gesteckt werden muss. Die rechte, nicht dominante Hand muss dabei sehr feine, minimale Drehbewegungen ausführen, um die exakte Tonhöhe zu erreichen. Spezielle Harfen für Linkshänder, die genau spiegelbildlich gebaut sind, sind Sonderanfertigungen.

Die Zither, ein im Volksmusikbereich des bayerischen und erzgebirgischen Raumes beliebtes Instrument, ist für Linkshänder*innen eher ungünstig und lässt sich vermutlich auch nicht umbauen. Mit einem Ring am Daumen der rechten Hand werden die Melodiesaiten gezupft, die von der linken Hand abgedrückt werden. Eine Mehrstimmigkeit entsteht, indem die übrigen Finger der rechten Hand die nicht abgegriffenen Begleitsaiten zupfen, was eine sehr differenzierte Technik (der rechten Hand) erfordert. (Arnoldussen, Händigkeit und Instrument, 2020, S 191)