Die Sache der Linkshänder zu Beginn des neuen Jahrtausends –
ein Rückblick in die Geschichte der Linkshänder und ein Ausblick wie es vielleicht weitergeht
Dr. Johanna Barbara Sattler
Vortrag auf der 2. Fachtagung und Austauschtreffen für Linkshänder-Initiativen, Beratungsstellen und Therapeuten in Bensberg am 30. September 2000
Die Jahrtausendwende liegt nun schon einige Zeit hinter uns, wir haben uns an das neue Datum mehr oder weniger gewöhnt und manchmal kommt es mir so vor, als sei alles was mit 19hundert beginnt – selbst 1990, 1995 oder 1999 – schon sehr weit weg, als gehören diese Daten nicht mehr zu unserem Jahrhundert.
Aber das alles sind natürlich willkürliche Festlegungen, die wir Menschen gemacht haben, um uns Strukturen zu geben, und die für uns auch ihre Berechtigungen haben.
Als kleines Kind war ich intuitiv lange Zeit davon überzeugt, dass am Sonntag immer die Sonne scheinen würde – ich habe den Namen mit dem Tag identifiziert und natürlich das hauptsächlich dann registriert, wenn die Sonne auch geschienen hat. Auch die Verbindung unserer Sonntagsruhe damit, dass viele Menschen nicht zur Arbeit gehen und so den Tag als etwas Besonderes ansehen, ist eine von Menschen für Menschen gesetzte Norm. Tieren ist unser Sonntag ziemlich gleichgültig.
Den gläubigen Juden ist der Sabbat, der Samstag, heilig und den Arabern der Freitag und wir, die den Sonntag als unseren Ruhetag feiern, bemerken auch keinen Unterschied am Samstag oder am Freitag, außer wir leben mit praktizierenden Juden bzw. Arabern zusammen.
Insofern ist die Frage, ob für die Linkshändigkeit unser Jahrtausend etwas Neues bedeutet, eine rein theoretische Frage. Mit der Jahrtausendwende hat sich automatisch nichts für die Linkshänder geändert, weder im Positiven noch im Negativen.
Die Geschichte der Linkshändigkeit und die eigenartig untergeordnete bis negative Rolle, die Linkshänder lange Zeit spielten, gehen weit zurück und sind mit unseren heutigen historischen und naturwissenschaftlichen Methoden und Mitteln in ihren Anfängen kaum nachvollziehbar.
Wir kennen Höhlenmalereien, auf denen es linkshändige Schützen und Speerwerfer gibt.
Altertumsforscher und Archäologen meinen, dass in der Steinzeit ein Linkshänderanteil von 50 Prozent in der Bevölkerung zu finden gewesen sei, entsprechend der Formen von Steinkeilen und ihrer Abnutzung. In gewisser Weise schließt sich hier vielleicht doch etwas ein Kreis zu heute, wo wir auch von einem weit höheren Linkshänderanteil als in den zwischenzeitlichen Jahrtausenden ausgehen, in denen Linkshändigkeit keine oder kaum eine Fragestellung war.
Linkshändigkeit bei den Israeliten im Alten Testament
In der Bibel werden in dem „Buch der Richter“, das frühe Traditionen verarbeitet (12./11. Jh. v. Chr.), Linkshänder an zwei Stellen erwähnt. Es handelt sich in beiden Fällen um den außerordentlich geschickten Gebrauch der Waffen mit der linken Hand.
Linkshändigkeit scheint demnach damals schon eine Ausnahmeerscheinung gewesen zu sein, sonst wäre die spezielle Hervorhebung nicht verständlich (Quelle: Sattler, Links und Rechts in der Wahrnehmung des Menschen. Zur Geschichte der Linkshändigkeit, 2000, S. 228).
Aus verschiedenen Bibelstellen geht hervor, dass die rechte Hand bei den Israeliten als die stärkere, aktivere galt. Man sucht Schutz an Gottes Rechter, der Segen mit der rechten Hand ist der wertvollere.
Rechtshändigkeit scheint also bereits in dieser Zeit die Norm, das Erziehungsziel gewesen zu sein.
Im alten Testament, wird im Hebräischen für linkshändig ein Begriff benutzt, der sich durch eine ungeschickte („lahme“, „gehemmte“) Rechte definierte, das bedeutet aber nicht, dass die so Bezeichneten in dem biblischen Zusammenhang abgewertet wurden, im Gegenteil, häufig wird die Geschicklichkeit der Linkshänder gelobt (Links und Rechts in der Wahrnehmung des Menschen. Zur Geschichte der Linkshändigkeit, 2000, S. 51).
Allerdings war das mehr ein Ausdruck, wie wir ihn auch kennen, z.B. bei „linkisch“, mit der Bedeutung von ungeschickt, wo wir normalerweise auch nicht sofort an Linkshänder denken.
Linkshändigkeit wurde also im Alten Testament als eine Eigenschaft genannt, die jemanden nicht automatisch abwertete.
Jedoch war Linkshändigkeit etwas, das bei einer Person als Eigenart zu erwähnen war, wie z.B. die besondere Größe u.ä.
- Zusammenfassend kann festgestellt werden, dass es zu keiner eindeutig moralisch bewertenden Beurteilung der Seiten im Alten Testament kommt. Rechts wird zwar bei vielen Handlungen bevorzugt genannt, doch beweist schon die Tatsache, dass die linke Hand auch zum Segnen gebraucht werden darf, dass keine Ächtung dieser Seite vorliegt (Links und Rechts in der Wahrnehmung des Menschen. Zur Geschichte der Linkshändigkeit, 2000, S. 52).
Links und Rechts bei den Griechen
Schon Homer (um 750 v. Chr.) hebt die Beidhändigkeit eines Helden als etwas Besonderes hervor:
„… allein zwei Lanzen zugleich warf Asteropaios, der Held, der rechts mit jeglicher Hand war. “ (Homer, Ilias XXI, 163)
Interessant ist der Ausdruck „rechts mit jeglicher Hand“, d.h. Homer gebraucht rechts in dem übertragenen Sinn von „geschickt“.
Von den Skythen berichtet Platon die Fähigkeit der Beidhändigkeit.
Platon übermittelt uns die wertvolle Information von der damaligen Auffassung, dass der bevorzugte Gebrauch der rechten Hand auf den Einfluss der Kindermägde und Mütter zurückzuführen sei:
„Was aber den Gebrauch der Hände anlangt, so ist es dem Unverstand der Wärterinnen und Mütter zuzuschreiben, dass wir da alle gleichsam hinkende Geschöpfe geworden sind. Denn ungeachtet der natürlichen Gleichwertigkeit dieser Gliedmaßen auf beiden Seiten haben wir sie doch durch gewohnheitsmäßig falschen Gebrauch verschieden gemacht.“ (Platon, Gesetze, VII. Buch, 794 d ff.)
Platon plädiert aus dem seiner Meinung nach praktischen Grund der größeren Geschicklichkeit für eine Erziehung zur Beidhändigkeit.
Anders ist das bei Aristoteles: Er hält die Überlegenheit der rechten Hand als von Natur aus gegeben.
„Die rechte Hand ist z. B. von Natur stärker, und doch kann es Menschen geben, die beide Hände gleich gut
gebrauchen.“ (Aristoteles, Nikomachische Ethik)
Zur Zeit von Platon und Aristoteles kannten die Griechen keinen Ausdruck für „linkshändig“.
Das altgriechische Wort „aristeros“ (aristeroz) für „links“ kommt von „aristos“ (aristoz) der „Beste“ und ist als Euphemismus, als eine verhüllende und beschönigende Bezeichnung zu verstehen, weil links eigentlich so viel wie unglückbedeutend war.
Auf die Griechen geht der Glaube daran zurück, dass Links mit Negativem und Schlechtem verbunden sei. Bei dem sogenannten Auspizium, der Zukunftsvoraussage, z.B. durch die Flugrichtung der Vögel oder die Eingeweidenschau, bedeutete links Negatives, Unheil und Unglück.
Verschiedene Theorien wurden dafür in der Wissenschaft zitiert und diskutiert.
Die Himmelsrichtungen verbinden ihre Bedeutung mit Links und Rechts
Besondere Bedeutung kam den Himmelsrichtungen, den Mythen und dem Sonnenauf- und -untergang zu und damit verbundenen Bestimmungen von links und rechts.
Wenn die Griechen nach Norden schauten, so war rechts Osten, der Sonnenaufgang, links der Sonnenuntergang und die Unterwelt.
Warum sie allerdings nach Norden schauten und nicht nach Süden, war wohl mit dem Berg Olymp im Norden Griechenlands begründet und mit Feinden, die sie von dort erwarteten.
Im Christentum orientierte man sich nach Osten, nach Jerusalem, auch nach dem Sonnenaufgang.
„Die Christen lehrten, der Westen sei die natürliche Heimat der „Dämonen“. Der Bruce-Papyrus (Gnostisches Manuskript des 2. Jh.) beschrieb, wie Jesus seinen Jüngern die magischen Worte enthüllte, mit denen die bösen Archoten gezwungen wurden, „nach Westen zu fliehen, zur linken Hand“.
Wenn die griechische, orthodoxe Kirche Bekehrte taufte, so „richtete sie ihr Gesicht zuerst nach Westen, um dem Teufel zu entsagen, und dann nach Osten, um ihren Bund mit Jesus zu schließen“.
Als Jan Hus im Jahre 1415 in Konstanz wegen Ketzerei verbrannt wurde, wurde er zuerst so an den Pfahl gebunden, dass er nach Osten schaute; aber der Irrtum wurde beizeiten bemerkt, und Hus wurde so gedreht, dass er nach Westen schaute, also in die Richtung, die „einem Ketzer“ anstand.“ (Das geheime Wissen der Frauen. Lexikon von Barbara Walker, S. 619)
Unkenntnis von Links und Rechts bei Urvölkern
Interessanterweise gibt es Völker, die links und rechts nicht kennen, sondern sich ausschließlich an den Himmelsrichtungen orientieren.
Zu diesen Völkern gehören kleine Volksgruppen der Ureinwohner Australiens, Südindiens, Nepals, Papuas, Neu-Guineas, Südafrikas, Mexikos und Ozeaniens. Ihre Sprachen sind vom Aussterben bedroht.
In Nordaustralien leben in einem Reservat noch etwa 1000 Ureinwohner (Guugu Yimithirr). Ihre Sprache ordnet „alles Räumliche nach absoluten Koordinaten, nämlich der vier Himmelsrichtungen.“
Für rechts und links haben sie kein Wort, darum liegt ein Messer nicht rechts vom Teller, sondern östlich oder südlich – je nach Lage des Hauses. Ein Taschentuch, das eben noch in der südlichen Tasche war, verändert seine Lage, wenn sich die Person auf einen anderen Stuhl setzt – nun steckt es in der westlichen Tasche.
Diese Sprache setzt voraus, dass ich bei jeder Drehung im Raum registriere, um wieviel Winkelgrade ich mich jetzt bewegt habe. Und ich muss ständig überprüfen, wie sich mein Gegenüber im Raum bewegt. Dank dieser verblüffenden Fähigkeit können sich diese Menschen auch niemals verirren. Auf Reisen wissen sie zu jeder Zeit und an jedem Ort, wo Nord oder Süd ist. Dies wurde auch wissenschaftlich untersucht und trotz zerklüfteter Landschaft in Australien irrten sie sich kaum. In den Niederlanden funktionierte das aber nicht mehr, sie irrten sich um etwa 90 Grad. (Kosmos 9/95, S. 39/40)
Zurück zu den Christen
In dem griechischen Pythagoreismus und in dem Manichäismus des Persers Mani, wurde eine dualistische moralische Weltauffassung verkündet, die dann durch Auseinandersetzung mit dem Manichäismus für das Christentum bestimmend wurde.
Das einfache dualistische Weltbild des Manichäismus, das dem christlichen Glauben an den dreieinigen Gott gegenüberstand, wurde von dem Christentum hart bekämpft. Bis ins Mittelalter flackerte der Manichäismus immer wieder auf und gerade bei den ungebildeten Laienbrüdern wurde der Manichäismus aufgenommen, von der Kirche aber als herätisch, ketzerisch hart verfolgt.
Trotzallem fand dieser Manichäismus Eingang in die Liturgie – u.a. durch den Kirchenvater, den Heiligen Augustinus – und beeinflusste religiöse Zeremonien und die christliche Kunst.
Aphoristische Beispiele:
Zeremonien: Die Anzahl der Stufen war zum Beispiel am Altar so abgezählt, dass man mit dem rechten Fuß anfing und mit rechts ankam.
Kunst: Links und Rechts spielten in Darstellungen des Jüngsten Gerichts im Mittelalter in ganz Europa eine große Rolle (Links und Rechts in der Wahrnehmung des Menschen. Zur Geschichte der Linkshändigkeit, 2000, S. 208 ff.)
Aberglauben: Hexen sollen sich mit links bekreuzigt haben, ein Beweis für ihre Ketzerei.
Eigentlich passt dieses einfache, moralisch bewertende Weltbild des Manichäismus von Gut und Böse, Hell und Dunkel, Links und Rechts sehr gut zu der eigenartigen Abwertung der Linkshänder, die diese gegenüber den Rechtshändern über Jahrhunderte bis heute erfahren haben und erfahren.
Die Wahrnehmungsrichtung von links nach rechts
Frühe Schriften wechseln in ihrer Richtung und haben sich erst im Laufe der Zeit festgelegt.
Es fällt eine häufige Linksläufigkeit in alten Schriften auf (früheste griechische Schrift, semitische Schriften), d.h. eine Richtung, die für einen linkshändigen Schreiber geeigneter ist. Es fällt aber auch die Indifferenz einiger Schriften bezüglich ihrer Richtung auf (frühe Runen, Hieroglyphenschrift der Hethiter, dorischer Dialekt auf Kreta) (Links und Rechts in der Wahrnehmung des Menschen. Zur Geschichte der Linkshändigkeit, 2000, S. 236).
Ein interessantes Beispiel findet man in Kreta aus der Zeit um 500 v. Chr. Diese Schrift verläuft in der so genannten ,ordo bustrophedicus‘ (boustrojhd?n, d.h. so, wie der Ochse die Furche zieht). Man beginnt rechts oben zu lesen nach links und liest in der darunter liegenden Zeile weiter von links zurück nach rechts. In jeder zweiten Zeile erscheinen die Buchstaben spiegelbildlich.
Die Richtung unserer Schrift in Europa von links nach rechts ist
- günstiger für Rechtshänder und
- entspricht wahrnehmungspsychologisch mehr der Art wie Rechtshänder auffassen.
Unsere Schrift ist deswegen für Linkshänder schwieriger als für Rechtshänder.
Die Behauptung, Bewegungen in Kunstwerken von links nach rechts würden Glück bedeuten und umgekehrte Bewegungen Unglück, stimmt nicht mit der Wahrnehmung aller Menschen überein. Gerade Linkshänder bilden oft eine Ausnahme, was ich bei kleinen Experimenten in Seminaren oft festgestellt habe.
In Werbung durch Bild und Film wird weit häufiger mit diesen unterschiedlichen Richtungen der visuellen Wahrnehmung gearbeitet, wahrscheinlich oft ohne dass sich die Künstler dessen bewusst sind, d.b. ohne dies direkt zu reflektieren.
Tiefpunkte für Linkshänder waren:
- die allgemeine Schulpflicht
- die Industrialisierung
- das Militär
Die Liberalisierung in der Erziehung war dann auch eine Chance für die Linkshänder.
Jedoch gab es in der Geschichte nie eine wirkliche Bewegung der Linkshänder.
Die Beidhänderbewegung hingegen entstand eher durch eine Idealisierung der Symmetrie, aber weder die Natur ist wirklich symmetrisch noch der Mensch. Auch die Kunst ist meist nicht symmetrisch, abgesehen von der Architektur.
In der Asymmetrie liegt die Chance der Entwicklung und in ihr liegt ein besonderer Reiz.
Die Überwindung der Idealisierung der Symmetrie, der Beidhändigkeit in Vorstellungen z.B. von Platon, hat allerdings wieder zu einer Idealisierung der Rechtshänder geführt und vielleicht ist durch das erneute Streben zur Beidhändigkeit, zu einer Symmetrie, Anfang des 20. Jahrhunderts, paradoxer Weise auch eine Chance für Linkshänder entstanden.
Die Erkenntnis, dass Beidhändigkeit ein Merkmal einer zerebralen Irritation ist und nicht Ziel der Evolution, hat insbesondere für linkshändige Kinder eine Befreiung ergeben: Linkshändige Kinder wurden langsam als normal wahrgenommen und die zerebral irritierten Kinder mit wechselndem Handgebrauch bekamen therapeutische Chancen (Sattler, Der umgeschulte Linkshänder oder Der Knoten im Gehirn, S. 247-267, S. 342, S. 350-356 und Häufig gestellte Fragen).
Aber es fällt auf, dass Kinder mit Geburtstraumen und oft auch Kinder, deren Geburt eingeleitet wurde, zu Irritationen in der Händigkeit und auch der Äugigkeit und Ohrigkeit neigen können.
Die Arbeit der letzten Jahre
Im deutschsprachigen Raum wurde in den letzten 15 Jahren eine zielgerichtete Arbeit durchgeführt:
- diese war keine zufällige Zeitströmung,
- keine logische Entwicklung
- sondern harte Arbeit mit Rückschlägen, Entbehrungen und Leid,
- eine Arbeit, an der Sie alle, meine sehr geehrten Zuhörer, beteiligt sind und mitwirken
- und eine Arbeit, die jedoch manchmal auch Freude macht.
Jeder von Ihnen, wage ich zu behaupten, ist einmal oder mehrmals damit konfrontiert worden, dass es noch überhaupt nicht selbstverständlich ist, dass Linkshändigkeit bei Kindern als normal wahrgenommen wird, obgleich sich die öffentliche Meinung dahingehend geändert zu haben scheint.
Es besteht immer wieder die Gefahr, dass Linkshänder in die Ecke der Abnormalität, Krankheit und Störungen abgedrängt werden (siehe z.B. der Bericht in der Abendzeitung, München, über Diskussionen in den USA, „Linkshänder: Genie und Wahnsinn“ am 18.5.2000).
Extreme, etwas aus dem Ruder laufende Aktionen mancher Engagierter in Deutschland, die versuchen durchzusetzen, dass sich möglichst alle umgeschulten Linkshänder zurückschulen sollten, werfen manchmal Probleme auf; jedoch unterstützen sie die Befreiung der Linkshänder von Vorurteilen und plädieren für Gleichwertigkeit und Akzeptanz.
Gefahren solcher Positionen liegen vor allem in Reaktionen der Gesellschaft und sind hauptsächlich folgende:
- in die Ecke der Fanatiker, der Übertreiber und manchmal sogar der Esoteriker abgeschoben zu werden,
- gesundheitliche Risiken durch eine Rückschulung der Händigkeit zu übersehen und
- sich dadurch dem Vorwurf, der Scharlatanerie auszusetzen oder dem Vorwurf, der Sorgfaltspflicht nicht gerecht zu werden.
Solange diese Bemühungen aber auf Erwachsene gerichtet sind, kann man an deren Fähigkeit appellieren, abzuwägen und selbständig für sich eine Entscheidung zu treffen. Bei Kindern ist die Situation ganz anders.
Um den Gefahren, die aus solchen Haltungen in der Gesellschaft, in der Medizin, Pädagogik und Therapie entstehen können vorzubeugen, ist es notwendig, dass wir alle in unserer Arbeit mit und für Linkshänder präzise beobachten, nachvollziehbar begründen und gleichzeitig verantwortungsvoll handeln.
Nur so können wir die verschiedenen Berufsgruppen durch Argumente und Nachweise überzeugen. Wir müssen sie, wie es z.B. die Ergo- und Mototherapeuten ausdrücken, sozusagen dort abholen, wo die Vertreter einzelner Berufsgruppen gerade stehen und versuchen, unsere Beobachtungen und Erfahrungen mit ihnen gemeinsam weiter zu tragen und zu verbreiten.
Dazu gehört, dass wir neben vielen tagtäglichen Sorgen und Umwegen, das Ziel nicht aus den Augen verlieren und das ist,
- dass sich Linkshänder frei und mit möglichst gleichen Chancen entwickeln dürfen und Arbeitgegebenheiten vorfinden wie Rechtshänder auch.
Und in diesem Sinn, meine ich, sollten wir die Zukunft nutzen und für Links- und Rechtshänder evolutionäre Entwicklungsmöglichkeiten schaffen.
© Copyright Dr. Johanna Barbara Sattler, München